•  
  •  

Praxis

Alltagsnähe/-orientierung/Flexibilisierung

Einblick:
Jeder Jugendliche muss sich im Haushalt engagieren. Da die Gruppe der Jugendlichen in Sachen Alter, Entwicklungsstand, freie Zeit, Selbständigkeit und Einsatzwille sehr unterschiedlich sein kann, ist die Aufteilung der Haushaltsarbeiten sehr flexibel und wird immer wieder den persönlichen Entwick-lungen des Jugendlichen und den Gegebenheiten des Alltags angepasst. Grundsätzlich muss jeder Jugendlicher mindestens einmal in der Woche das Nachtessen zubereiten, damit ist wirkliches Zubereiten gemeint, Fertiggerichte zählen nicht.
Mindestens einmal im Monat muss der Jugendliche den Einkaufzettel für den Wocheneinkauf erstellen. Zur Erstellung des Einkaufszettels muss er seine Mitbewohner rechtzeitig befragen und    die Vorräte prüfen, um zu sehen, was ausgeht oder schon ausgegangen ist.
Für das Aufräumen und Putzen ihrer Zimmer sind die Jugendlichen selbst verantwortlich, allerdings müssen sie einmal in der Woche ihre Zimmer putzen, an welchem Tag, ist ihnen überlassen. Für den Rest der Wohnung erhält jeder ein Ämtli (Bad/WC/Dusche, Gang/Wohn- und Esszimmer, Balkon/ Büro/Fitnessraum). Diese können sie untereinander aufteilen und wöchentlich wechseln oder auch fest beibehalten.
In der Endphase des WG-Aufenthalts werden die Jugendlichen in das Wäschewaschen miteinbe-zogen, meistens einmal monatlich. Die Wäsche aller Bewohner wird zusammen gewaschen.
Der Jugendliche muss über seine Einkünfte ein Budget erstellen, in welchem er Posten wie Natel-, Kleider-, Ferien-, Spar- und Sackgeld selber festlegen kann. Für sein Sackgeld erhält er ein Post-checkkonto, während das übrige Geld auf seinem Bankkonto bleibt. Möchte er sich Kleider kaufen oder in die Ferien, wird das Geld vom Bankkonto aufs Postcheckkonto überwiesen. Die Kontover-waltung erfolgt via Internet. Die Konten richtet er selber ein, falls noch keine vorhanden sind, das Internetbanking bestellt er.
Die Jugendlichen müssen sich in Sachen Partys, lautes Musikhören oder Musikmachen und so weiter den Nachbarn anpassen, also Rücksicht nehmen. Gleichzeitig gehört es auch dazu, die Nachbarn im Haus und in der Umgebung zu grüssen, auch wenn man die Leute nicht persönlich kennt. Die WG wird von der Nachbarschaft wahrgenommen, aber nicht immer von allen akzeptiert, darum ist es um so wichtiger, sich freundlich und unauffällig zu verhalten.

Ausblick:
Mindestens einmal im Monat muss der Jugendliche nicht nur den Einkaufzettel erstellen sondern auch mit mir zum Wocheneinkauf mitkommen und nach einer gewissen Zeit auch mal  alleine gehen. Zum Erstellen des Einkaufszettels soll er aus den Zeitungen der Grossverteilern die wöchentlichen Aktionsangebote beachten und entscheiden, ob wir davon etwas benötigen. Gleichzeitig soll er schätzen, wie viel die Einkäufe in etwa kosten werden. Die eingekauften Artikel wird er verräumen.
Beim Wäschewaschen wird jeder Jugendliche einmal im Monat eingespannt.
Bei den fälligen Zahlungen für Telefon, Internet, Miete, Strom, Versicherungen und so weiter werden die Jugendlichen miteinbezogen.
Falls der Jugendliche volljährig ist, wird er sich alleine bei seiner bisherigen Wohngemeinde ummelden und auf der Gemeindeverwaltung Kaiseraugst als Wochenaufenthalter anmelden.


Dezentralisierung/Regionalisierung/Vernetzung

Einblick:
Die Wohngemeinschaft befindet sich, wie bereits erwähnt (unter dem Titel „Umsetzung des Lebens-weltorientierten Ansatzes in meiner WG“) mitten in einem Wohnquartier in einem Mehrfamilienhaus in der Gemeinde Kaiseraugst. Die 5,5-Zimmer-Wohnung ist ein Neubau und modern eingerichtet mit einer praktischen Küche, einem Büro, Fernseh-, Internet- und Telefonanschlüssen in allen Zimmern, Waschmaschine, Tumbler, kleinem Fitnessraum, einem grosszügigen Balkon und einer eigenen Heizung. Die Wohnung bietet Platz für drei Jugendliche und mich. Jeder der Jugendlichen hat ein eigenes, möbliertes Zimmer.
Innerhalb eines Radius von rund 500 Metern befinden sich zwei Einkaufszentren mit mehreren Geschäften, mehrere Sportplätze, eine Skateranlage, ein Hallenbad, ein Fitnessstudio, Schulen und Kindergärten, Ärzte und Zahnarzt, ein Jugendtreffpunkt und vieles mehr.
Die meisten Jugendlichen, die in der WG wohnen, stammen aus den Nachbargemeinden. Sie können weiterhin ihre bisherige Schule/Lehre besuchen und ihren Freundes- und Bekanntenkreis behalten.
Ich arbeite eng mit den umliegenden Stellen zusammen. Im Normalfall hat jeder Jugendliche eine/n Sozialarbeiter/in des zuweisenden Sozialdienstes. Neben dem Austausch mit den Mitarbeitern der Sozialdienste tausche ich mich auch regelmässig mit möglichen Bezugspersonen des Jugendlichen, wie Lehrern, Lehrmeistern, Trainern, Verwandten und so weiter aus. Je nach Problemlage des Jugend-lichen beziehe ich einen Psychologen/Psychiater ein oder auch diverse Beratungsstellen bei Alkohol- und Drogenproblemen oder auch bei Schuldensanierungen.
Der Einbezug der Eltern in meine Arbeit ist sehr individuell und richtet sich nach den Vorstellungen des Jugendlichen und des Versorgers. Falls es die Situation erlaubt, lerne ich gerne das Elternhaus kennen und versuche, die Beziehung zwischen den Eltern und dem Jugendlichen zu verbessern. Ist die Familiensituation sehr angespannt, arbeite ich mit der Familien- und Jugendberatung zusammen, die als Vermittler und neutrale Stelle zwischen dem Jugendlichen, den Eltern und mir eine wichtige Funktion einnehmen kann.
Eine Zusammenarbeit mit den diversen Stellen ist mir sehr wichtig und auch eine Entlastung meiner Person. Ich bin kein Generalist, sondern versuche meine sozialpädagogischen Fähigkeiten gezielt einzusetzen und Spezialisten auf anderen Gebieten miteinzubeziehen.

Ausblick:
In Zukunft werde ich versuchen, bei den Jugendtreffpunkten, bei Schulsozialarbeitern,  den Sozial-diensten, den Vormundschaftsbehörden und den Beratungsstellen der  umliegenden Gemeinden mehr Präsenz zu zeigen und sie regelmässig zu kontaktieren. Im weiteren ist es mir ein Anliegen, mit den umliegenden Schul- und Kinder-/Jugendheimen eine Zusammenarbeit aufzubauen. Für den einen oder anderen Jugendlichen könnte meine Wohngemeinschaft nach dem Heimaufenthalt eine vielversprech-ende Anschlusslösung bedeuten.
Für eine verstärkte Elternarbeit werde ich mich weiterbilden, da ich diese bisher oftmals einwenig vernachlässigt habe. Auch ausserhalb der WG möchte ich tätig werden, so werde ich eine Erziehungshilfe anbieten, für Eltern die Schwierigkeiten mit ihren Jugendlichen zu Hause haben.
Da ich mehrere Jahre in verschiedenen Firmen bei der Auswahl der Lehrlinge, der Lehrlingsausbildung, der Ausarbeitung von Lehrlingskonzepten und bei der Durchführung von Nachhilfestunden für die Lehr-linge engagiert war und auch das Lehrmeisterzertifikat besitze, werde ich für Schüler ein Coaching bei der Lehrstellensuche anbieten und für Lehrmeister mit „schwierigen“ Lehrlingen eine Beratung und Unterstützung für die Lehrzeit der einzelnen Lehrlinge. Diese Unterstützung könnte aus regelmässigen Gesprächen mit dem Lehrling und Nachhilfe in einzelnen Schulfächern der Berufsschule bestehen.


Integration/Normalisierung

Einblick:
Es ist mir wichtig, dass die Jugendlichen sich im Umfeld integrieren. Da sie oft schwierige Situationen hinter sich haben, sollen sie erst einmal eine Verschnaufpause erhalten, in der sie sich mit der Wohn-gemeinschaft, den Mitbewohnern und mir vertraut machen können.  Um eine gute Integration zu erreichen, versuche ich die Jugendlichen zu motivieren in Sport- und sonstigen Vereinen mitzumachen und den nahe liegenden Jugendtreffpunkt zu besuchen. Ihre Freunde können sie in die WG mitbringen. Der Jugendliche hat auch die Möglichkeit, seine Freundin mitzubringen, sie kann auch je nach Alter des Jugendlichen und ihres Alters und nach Absprache mit ihren Eltern, bei uns übernachten.
Durch das Zusammenleben mit mir, dem Pädagogen im selben Haushalt, und meiner Hilfe zur Lebensbewältigung ergeben sich einige Vorteile wie zum Beispiel: privater Charakter des Zusammen-lebens, flexibler Tagesablauf, wenig künstliche Lebensform, ruhige Atmosphäre, einfachere Migration von ausländischen Jugendlichen, starke Förderung der Selbstorganisation und der Selbstverant-wortung, Stärkung der Autonomie und so weiter. Das Zusammenleben mit dem Jugendlichen ermöglicht einen intensiven und kontinuierlichen Beziehungsaufbau. Die engere Bindung zum Jugendlichen ermöglicht es mir, Signale früh wahrzunehmen und die Sensibilität ihm gegenüber zu erhöhen. Der Jugendliche muss allerdings in der Lage sein, sich auf eine solche Beziehungsform einzulassen. Es ist mir ein grosses Bedürfnis, dass sich die Jugendlichen in der WG wohl fühlen und mir vertrauen können. Meine Verfügbarkeit rund um die Uhr signalisiert dem Jugendlichen die Bereit-schaft, für ihn da zu sein, wenn er mich braucht. Sie stärkt meine Echtheit und Glaubwürdigkeit ihm gegenüber. Trotz der oftmals sehr unterschiedlichen Gruppenzusammensetzung (Alter, Nationalität, Ressourcen und Defizite) solidarisieren sich die Jugendlichen untereinander und unterstützen sich gegenseitig, je nach Sympathie mehr oder weniger. Ausgrenzung oder Unterdrückung gab es bisher nie. Dies führe ich auf die kleine Gruppe, die ruhige Atmosphäre, die grösstmögliche Privatsphäre des Einzelnen, die ausgeprägte Partizipation und die regelmässigen Gespräche mit mir und innerhalb der Gruppe zurück.
Zur Normalisierung gehört es auch, dass der Name des Jugendlichen auf dem Briefkasten und dem Türschild steht. Er hat eine normale Wohnadresse, ohne Zusatz von WG. Er wohnt in einem Haus mit verschiedenen Mietern, Pensionären wie auch Familien mit Kindern.

Ausblick:
Wenn Jugendliche frisch in die WG einziehen, so können sie sich bei den einzelnen Nachbarn im Haus vorstellen. Ich werde mit ihnen den Jugendtreffpunkt besuchen und sie mit den dortigen Mitarbeitern bekannt machen, wenn sie das möchten.
Um die Solidarität unter den Jugendlichen der WG zu fördern, werde sie ich zum Beispiel vermehrt gemeinsam kochen und essen lassen und sie ermuntern, öfter in der Freizeit etwas zusammen zu unternehmen.
Künftig werde ich versuchen, mich vor Ort, das heisst, beim Jugendlichen zu Hause, zu informieren, wie er bisher gelebt hat, wie sein Zimmer aussieht, werde mich mit seinen Bezugspersonen wie Eltern, Verwandten, Sozialpädagogen, Psychologen, Lehrern, Trainern und so weiter unterhalten, um ein ganzheitliches Bild des Jugendlichen zu erhalten. 
 

Partizipation

Einblick:
Die Partizipation ist ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Ich versuche den Jugendlichen in möglichst viele Entscheidungen miteinzubeziehen. Dabei soll die Partizipation als Mitgestaltung und als Mitverantwortung umgesetzt werden.
Bei Neuaufnahmen von Jugendlichen haben alle Bewohner der WG ein Mitspracherecht. Während dem Schnuppern können sie sich gegenseitig kennenlernen, und wenn es um die Aufnahme geht,  frage ich sie nach ihren Eindrücken, schliesslich müssen sie, wie ich auch, mit dem neuen Jugendlichen zu-sammenleben.
Geht es um die Bettgeh- und Ausgangszeiten so handle ich das mit dem jeweiligen Jugendlichen aus, jeder hat individuelle Zeiten, je nach Alter-, Entwicklungs- und Leistungsstand.
Bei Sanktionen gegen ihn kann der Jugendliche meistens selber bestimmen, was er als gerechtfertigte Sanktion ansieht. Wir haben dabei die Möglichkeit, sehr kreativ sein zu können. Oft macht der Jugendliche etwas für die Gruppe, zum Beispiel ein zusätzliches Abendessen kochen, ein Zusatzämtli übernehmen, den Müll entsorgen, das Altpapier binden und so weiter.
Bei den Finanzen soll der Jugendliche sein persönliches Geld mittels seinem Budget versuchen selber aufzuteilen. Dabei bestimmt er die Höhe der einzelnen Posten.
Jede Woche wird ein Menuplan erstellt, die Jugendlichen bestimmen für Montag bis Freitag das Abendessen und wer wann kocht. Die Essenzeit wird von den Jugendlichen festgelegt und ist verbind-lich, ebenso wer die Küche nach dem Kochen wieder sauber macht. An den Wochenenden können die Jugendlichen selber bestimmen, ob sie gemeinsam kochen und essen wollen oder jeder für sich, je nach individueller Freizeitplanung.
Das Mitbringen von Freund/Freundin und das eventuelle Übernachten dieser muss mit mir ausge-handelt werden, ebenso wie das auswärtige Übernachten des Jugendlichen.
Bei Androhung oder Ausübung von Gewalt gegenüber mir, den Mitbewohnern der WG oder auch aus-serhalb gegenüber anderen Jugendlichen und Erwachsenen werden wir gemeinsam an diesem Thema arbeiten und dieses ausdiskutieren. Dabei setze ich auf Gespräche mit dem Jugendlichen und einem ehemaligen gewalttätigen Jugendlichen oder auch einem Opfer von Gewalt. Tritt keine Besserung ein, ziehe ich eine Fachperson bei. Mir ist es sehr wichtig, dass sich die Jugendlichen mit diesem Thema auseinandersetzen und gewalttätiges Verhalten in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis nicht akzep-tieren. Gleiches gilt auch für sexistisches Verhalten und Äusserungen gegenüber anderen Menschen. Die Jugendlichen sollen diesen Themen gegenüber sensibilisiert sein.

Ausblick:
Durch die ausführlichen Theorieinputs wie auch durch die Reflexion meiner bisherigen Arbeit ist es mir besonders wichtig, dass die Jugendlichen noch mehr Einfluss auf das WG-Leben nehmen können, sie sollen merken, dass sie etwas bewirken können und dass ich versuche, sie vollumfänglich miteinzubeziehen. 


Prävention

Einblick:
Bei der Aufnahme von Jugendlichen bin ich sehr flexibel, die meisten Jugendlichen waren nach einer Anfrage um einen Platz innerhalb weniger Stunden bereits in der WG. Dabei gibt es eine Schnupper-zeit von zwei Wochen und eine Probezeit von drei Monaten, in der sich abzeichnet, ob eine künftige Zusammenarbeit möglich ist. Im Normalfall sollte ein langfristiger Aufenthalt über mehrere Jahre inkl. Berufsausbildung oder einem andern Abschluss anvisiert werden. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass es von Vorteil ist, wenn der Jugendliche noch mindestens ein Schuljahr vor sich hat, bevor er eine Berufsausbildung beginnt. Ich kann ihn in dieser Zeit besser auf die zukünftigen Anforder-ungen vorbereiten. Nach einem Austritt biete ich gerne eine Nachbetreuung an, um die ersten Schritte in der Selbstständigkeit zu unterstützen und zu stärken.
Meine Wohngemeinschaft ist das ganze Jahr über rund um die Uhr geöffnet.
Für Jugendliche der Wohngemeinschaft ohne Tagesstruktur biete ich über eine Zeitspanne von maximal drei Monaten eine Tagesbeschäftigung an. Diese beinhaltet vor allem Weiterbildung in verschiedenen Bereichen, wie das Aufarbeiten von schulischen Defiziten aber auch ein Vermitteln von Alltagswissen. Bei diesen Themen (zum Beispiel: Versicherungen, die erste eigene Wohnung, Steuern, Militär, Zivilschutz, Krankenkasse, AHV/IV, Staatskunde, Politik, wirtschaftliche Zusammen-hänge usw.) geht es vor allem um die Stärkung der Selbsthilfemöglichkeiten und um die Erweiterung von praktischem Grundwissen.
Mindestens alle zehn Tage findet ein Gruppenabend statt. An diesen Abenden werden vor allem Themen wie das Zusammenleben, Verbesserungen in der WG, Alltagssorgen und Gedanken ausge-tauscht. Je nach Beschäftigungsintensität des einzelnen Jugendlichen können sie ein Thema vorbe-reiten und den andern ihr Wissen darüber vorstellen. Bei diesen Themen geht es vorwiegend um präventives Wissen in Sachen Gesundheit, Drogen, Sexualität, Ernährung und so weiter. Diese Abende sollen das Zusammenleben vereinfachen und das Verständnis und die Toleranz untereinander fördern. 

Ausblick:
Mit meinem Wohn- und Betreuungsangebot werde ich in Zukunft versuchen, mich noch stärker an den Bedürfnissen der Klienten zu orientieren. Daher werde ich die Möglichkeit von kurzfristigen, notfall-mässigen Aufenthalten oder Time-outs von ein paar Tagen bis Wochen anbieten. Bei Notfällen in der Familie haben so Stellen wie die Polizei, Jugendanwaltschaft, Vormundschaftsbehörden, Beratungs-stellen, Jugendtreffpunkte, Schulen, aber auch die Eltern oder die Jugendlichen selbst die Möglichkeit, sich bei mir zu melden und der Jugendliche kann dann, falls ich Platz habe, einige Tage in der WG verbringen, bis sich die schwierige Lage ein wenig entspannt hat. Dies geschieht bei mir sehr flexibel, ohne eine mögliche Stigmatisierung durch eine länger andauernde Heimplatzierung.
Auch den Austritt möchte ich flexibler gestalten, der Jugendliche sollte die Möglichkeiten haben, alleine in einer Wohnung einige Wochen seine Selbstständigkeit zu testen und gegebenenfalls wieder in die WG zurückkehren zu können. 
 

Ergänzende Gedanken

Der Lebensweltorientierte Ansatz bietet sehr viele Möglichkeiten und ein grosses Entwicklungs-potenzial für meine WG. Mit einem neu erarbeiteten Konzept und einer Internetseite werde ich versuchen, die Wohngemeinschaft öffentlich bekannt zu machen und sie in den nächsten Jahren als festen Bestandteil des stationären  sozialpädagogischen Angebots der Umgebung zu etablieren. Für mich ist eine gute Zusammenarbeit und die Vernetzung mit den anderen sozialen Stellen und Einrich-tungen der Region von grosser Bedeutung.
Im weiteren geht es mir auch um eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Arbeitgebern, die Berufs-praktika, Schnupperlehren, Lehren und auch temporäre Arbeitseinsätze flexibel anbieten könnten.
Das Zusammenleben der Jugendlichen und mir erachte ich als grosse Chance, einerseits erleben die Jugendlichen einen familienähnlichen Alltag, dazu kommen, wegen ihrer früheren Selbstständigkeit, alltägliche Aufgaben wie Haushalt, Rechnungen zahlen, Versicherungen, Steuern, Budget, diversen Planungen und so weiter, andererseits erfahren sie ein ruhiges, gewalt- und unterdrückungsfreies Miteinander in der Toleranz, Selbstverantwortung, Solidarität und Partizipation erlernt und gelebt werden können. Ein wichtiger Aspekt beim Zusammenleben in der WG ist auch der Datenschutz. Es ist mir ein Anliegen, dass die Daten und Unterlagen der Jugendlichen bei mir unter Verschluss sind und ich ihre Probleme und Eigenheiten nicht in die Öffentlichkeit trage, ebenso sollen es die Jugend-lichen untereinander und mir gegenüber handhaben.
Ich bin der Meinung, dass wir in der täglichen Arbeit unseren sozialpädagogischen „Instrumenten-koffer“ voll ausschöpfen sollten. Neben dem in dieser Arbeit ausführlich beschriebenen Lebenswelt-orientierten Ansatz arbeite ich auch lösungs- und ressourcenorientiert. Die multiperspektivische Fallarbeit fliesst ebenso ein wie die Arbeit mit Erziehungszielen und deren regelmässige Überprüfung und Anpassung. Mit einem Phasenkonzept soll die Dauer des Aufenthalts geplant und die jeweiligen Ziele auf die einzelnen Phasen verteilt werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für mich ebenfalls ein wichtiger Bestandteil meines „Instrumentenkoffers“. Alle diese Methoden helfen mir, eine gute, erfolgreiche und für mich stimmige Arbeit zu leisten.